Zorn – das 6. Laster des Menschen nach Hildegard von Bingen

 In Hildegard von Bingen

Hildegard beschreibt 35 Tugenden und 35 Laster, wobei das 6. Laster der Zorn ist. Nur die Geduld kann helfen.

Zitate von Hildegard von Bingen:

Jähzorn
„Wer in seinem Zorn ungestüm ist, nehme Rose und weniger Salbei, zerreibe sie zu Pulver und halte sie in dem Augenblick, wenn der Zorn in ihm hochsteigt, wegen des guten Dufts an seine Nase, denn die Rose macht fröhlich und Salbei tröstet. Wenn man keine Rose bekommen kann, möge man statt der Rose Pfirsichmistel nehmen, die Bitterkeit und Neigung zur Melancholie beseitigt.“

Ein Mittel also sind die Rosen-Salbei Duftsäckchen bei beginnenden Zorn und die Tugend sich in Geduld zu üben!

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„Die sechste Gestalt stellt den Zorn dar, der mit der Feigheit verwandt ist. Feigheit nämlich schreit nach Schmach, die wieder das Feuer des Zornes entzündet, um jene Schmähung zu versengen und zu verzehren. Er hat das Antlitz eines Menschen; denn der Zorn erhebt sich deshalb im Menschen, weil der Mensch um das Böse weiß. Nur sein Mund gleicht einem Skorpion, da der grimmige Mord gleich dem Stich eines tödlichen Giftes ist. Das Weiß seiner Augen quillt über die Pupillen hinaus, weil der Zorn in seinem Ansatz mehr die Krankheit des Wutanfalles als die Gesundheit gelassener Ruhe zeigt. Nimmt doch der zornige Mensch weder Rücksicht auf sich selbst noch auf seine Mitmenschen. Er wirft, als ob er blind wäre, die Gerechtigkeit über den Haufen und bricht dem Sturm seines Wütens die Bahn. Seine Arme gleichen den Armen eines Menschen, weil die tyrannische Gewalt des Zornes alle Gottesfurcht beiseite schiebt, um sich mit der aus dem Wissen um das Böse hervorwachsenden Macht zu verbünden. So betrog auch den Teufel seine Bosheit, als er das tun wollte, was er nicht vollenden konnte. Der Mensch aber führt seine Bosheit durch Denken, Planen und Verwirklichen aus, so dass sie in der Tat erscheint. … Die Hände des Zorns sind mit langen Krallen gekrümmt, weil all sein Tun geradezu auf Beute lauert … Brust, Bauch wie auch der Rücken gleichen einem Krebs … In seiner Wut wie auch im Anfall seiner Raserei, die in ihm hochkommt, nimmt er weder eine geistige Nahrung an, noch mag er die Last der Gebote Gottes tragen. Alles Rechte und Richtige, jedes Maß und jeden besänftigenden Einfluß vermittelnder Gegengründe weist er weit von sich. Und so schreitet er, gezeichnet von seinen schlechten Launen, in Richtung Satans rückwärts einher, wie auch ein Krebs rückwärts geht. …“

Die Antwort der Geduld
„Die göttliche Geduld aber macht dem Zorn wegen seiner trotzigen Raserei Vorwürfe …“

„Mein Loblied erschallt in den Höhen, und ich bedecke ganz die Erde. Heilenden Balsam schwitzt mein Wesen aus dem Erdreich. Ich aber bin aller Grüne ein milder Hauch. Ich lasse die Blüten und Früchte der Tugenden hervorsprießen und errichte ihnen im Herzen der Menschen eine feste Burg. Was immer ich beginne, ich halte es durch; ich bleibe beharrlich treu und vernichte niemanden. Alles halte ich fest in ruhiger Gesinnung, und niemand verachtet mich. Doch wenn du einen Turm aufrichtest, zerstöre ich ihn mit einem Wort, und all seine Zurüstung zerstreue ich. Und so gehst du flüchtig vorüber, ich aber werde bleiben in Ewigkeit.“

So schreibt Hildegard über die Strafe für die Zornigen:
„Darauf sah ich die stürmisch aufgewühlte Luft wie im Feuer brodeln und unter ihr einen breiten, schwarzen See. Der war voll von schlammigem Moder, aus dem Würmer quollen, die nur ein Auge hatten und die mit ihren Schwänzen die ganze faulige Masse in Bewegung brachten. In diesem faulenden Unrat mit seinen Würmern wurden die Seelen jener Menschen, die auf dieser Welt von Zorn und Haß besessen waren und die nicht davon ablassen wollten, gepeinigt, während sie gleichzeitig im Feuer dieser Lüfte brennen mußten. Weil sie den Zorn mit seinem hartnäckigen Haß unausgesetzt in sich genährt hatten, wurden sie vom Schmutz und dem Gewürm dieses Sees gequält: vom Schmutz wegen ihres Zornes und durch die Würmer wegen ihres Hasses. …“

https://www.lebe-liebe-lache.com/articles/34/3459/aebtissin-hildegard-von-bingen-und-die-heilkraefte-der-kraeuter/

Quellen:

  • Heilsame Schöpfung – Die natürliche Wirkkraft der Dinge, Hildegard von Bingen Werke, Beuroner Kunstverlag, 2012
  • Der Mensch in der Verantwortung, Hildegard von Bingen, Otto Müller Verlag, 1972
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