Ugera – Mistel – was schreibt Hildegard von Bingen?

 In Gewürze

Die Mistel / Viscum album gehört zur Familie der Mistelgewächse / Loranthaceae.

Diese Pflanze ist ein zweihäusiger, reichverästelter, rundlich bis kugeliger immergrüner Busch, der besonders auf weichholzigen Laubbäumen und Nadelbäumen als Halbparasit schmarotzt. Die Mistel hat eine gelbgrüne Rinde und bildet keine Korkschicht aus. Sie hat gegenständige, ledrige, länglich-spatelige Blätter, die sich in den Grund verschmälern und undeutlich längsadrig sind. Die Wurzeln gehen in die Rinde bis in das Holz des Wirtsbaumes hinein, wo sie sich verankern und dem Baum Wasser und Nährstoffe entziehen.

Die Misteln wachsen langsam, so dass große Mistelbüsche über 10 Jahre alt sind.

Die unscheinbaren bleichgelben Blüten stehen endständig dicht gedrängt und werden schon im Vorjahr angelegt, so dass sie dann von Ende Februar bis April blühen. Durch ihren Duft werden dann viele Insekten angelockt. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen mit unterschiedlichen Blüten. Weibliche Blüten sind kaum einen Millimeter groß, während die männlichen Blüten mehrere Staubbeutel haben. Die weißlichen Scheinbeeren der Mistel haben einen schleimig klebrigen Inhalt und enthalten einen Samen. Verschiedene Vogelarten ernähren sich von diesen Beeren, die im Dezember reif sind und verbreiten so den Samen wieder auf andere Laub- und Nadelbäume. Das lateinische Wort: Viscum bedeutet: klebrig.

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Die günstigste Erntezeit ist in den Monaten März bis April, um Mistelkraut und Blätter zu ernten. Im Geschmack ist das Mistelkraut aromatisch-bitter.

Die Laubholzmistel kommt auf verschiedenen Laubgehölzen vor, wie Eiche, Pappel, Apfel, Birke, Mandel oder Birne. Die Nadelholzmistel ist auf Tannen und Kiefern zu finden. Diese Misteln haben aber wesentlich schmalere Blätter als die Laubholzmisteln.

Über die Mistel gibt es viele Geschichten im Brauchtum und in der Mythologie, die weit in das Altertum zurückreichen. Somit gehört sie zu den ältesten Zauberpflanzen.

Hildegard von Bingen schreibt:

„Ugera ist sehr heiß und hat eine gewisse Schärfe in sich, und diese Schärfe ist sehr stark.“

Geschwüre

„Und deshalb zerbricht sie große und hartnäckige Geschwüre, also Schwären. Zerstoße also Ugera in einem Mörser, gib etwas Olivenöl dazu und trag es so kalt auf das Geschwür auf. Wenn du nun kein Olivenöl hast, dann gib etwas Bockstalg hinzu. Schwitz das in einer Schüssel an, lass es kalt werden und trag es dann so kalt auf das Geschwür auf, und seine Kraft erweicht jenes Gift, zerbricht es und zieht es aus, und jenes Geschwür heilt. Die Kraft jenes Krauts nämlich erweicht das Gift, seine Hitze zerbricht das Geschwür, und das Olivenöl heilt. Auch wenn Schrunden und ausgestanzte Geschwüre, die Schmerz verursachen, am Menschen sind, zerstoß eben diese Ugera füg ihr Olivenöl oder Bockstalg bei, wie oben gesagt, und trag sie über jene Geschwüre auf, und sie zieht das Gift, also den Eiter, aus. Aber wenn das Geschwür schon rot zu werden beginnt, dann nimm die Ugera weg und bereite mit Olivenöl oder mit Bockstalg einen Umschlag mit einem Hanftuch und lege ihn über jene Geschwüre, und sie werden geheilt werden, weil das Gift dann schon herausgezogen ist.“

Warzen

„Beize auch Ugerawurzel in Essig und leg sie über Nacht auf jene Stelle, wo an deinem Körper Warzen neu zu wachsen beginnen, und bind ein Tuch darüber und tu das oft, und die Warzen verschwinden, denn der Essig durchbeißt die Härte dieser Warze, der Ugerasaft aber beseitigt sie.“

Das Mistelkraut wird traditionell gerne als ein aromatischer Haustee getrunken. Hierzu wird der Misteltee immer als Kaltauszug in Wasser angesetzt. Dazu werden zwei Teelöffel Mistel mit ¼ l kaltem Wasser übergossen, nach 5 bis 10 Stunden wird der Tee abgegossen. Von diesem kann man täglich zwei Tassen Tee trinken. Um diesen Tee als Haustee zu genießen, soll man diesen kurz erwärmen. Nach dem Essen ist dieser gut zur Verdauung.

Im Kaltauszug lösen sich die schwach giftigen Stoffe: Viscalbin und Viscotoxin nicht in den Tee, so dass dieser unbedenklich getrunken werden kann. Jedoch darf man das Mistelkraut nicht heiß übergießen oder kochen, da sich sonst diese Toxine lösen.

Die heilenden Wirkstoffe lösen sich im kalten Wasser. Jedoch als Haustee für den täglichen Bedarf sollte der Kaltauszug dann kurz erwärmt werden, so gehen die heilenden Wirkstoffe verloren und er kann unbedenklich als Haustee getrunken werden.

Der Kaltauszug unterstützt ausgleichend den Kreislauf und stärkt das Herz. Bei hohen Blutdruck wirkt dieser leicht Blutdrucksenkend und bei niedrigen Blutdruck leicht erhöhend. So ist die Mistel ein wunderbares Mittel für einen ausgeglichenen Kreislauf und dient zur Arterioskleroseprophylaxe. Oder es gibt auch Mistel-Tropfen im alkoholischem Auszug zum Einnehmen.

Als Entgiftungskur ist die Mistel aufgrund ihrer Stoffwechsel-Wirkung gut geeignet, so dass auch rheumatische Erkrankungen gemildert werden können. Wechseljahresbeschwerden sowie Menstruationsbeschwerden werden gemindert. Die Mistel besitzt blutstillende Eigenschaften und kann gegen Gebärmutterblutungen eingesetzt werden.

Äußerlich lässt sich der Kaltauszug gegen Ekzeme und Geschwüre verwenden.

Hier beschreibt Hildegard von Bingen ein tolles Rezept mit Olivenöl, dass man auch ganz einfach selbst herstellen kann.

Als Begleittherapie bei einer Krebsbehandlung werden Mistelpräparate in speziellen anthroposophisch-homöopathischen Aufbereitungen angepriesen. Hier werden Patienten diese Präparate mit Spritzen injiziert. Trotz langjähriger Anwendung dieser Mistelpräparate ist nicht belegt, dass diese das Tumorwachstum bei Patienten hemmen oder Krebs heilen könnten. Solche Präparate sind für Patienten sehr teuer und versprechen nicht, dass was man von ihnen erwarten würde.

So sollte bedacht werden, dass es sich bei Pflanzenpräparaten um isolierte Monosubstanzen handelt. „Selbst in der Schulmedizin wird immer wieder betont, dass bei einigen ausführlich in klinischen Studien erforschten Pflanzen nicht nur eine isolierte Monosubstanz wirkt.

Die Heilwirkung beruht auf der Vielzahl der gesamten Inhaltsstoffe in einer Pflanze, die in einer komplexen Komposition als „Ganzes“ wirken. Isolierte Monosubstanzen von Pflanzenpräparaten können diese Wirkung nicht erzielen.

Die Gesamtheit der pflanzlichen Wirkstoffe in einer Pflanze spielen eine wichtige Rolle, wo die Bioverfügbarkeit somit erhöht ist. Gerhard Madaus (Lehrbuch der biologischen Heilmittel) stellte bereits in den 30er Jahren folgenden Grundsatz auf:

„Der Grundsatz bei der Zubereitung von Heilmitteln muss sein, alle Wirkstoffe und auch die Stoffe, deren Wirksamkeit bis heute noch nicht bekannt sind, in ihrem natürlichen Mischungsverhältnis zu erhalten.“ Ein kostengünstiger Heilpflanzentee entspricht hiermit voll und ganz diesem Grundsatz.

„Die Ugera (Mistel), bei den alten Römern als „ubera“ bezeichnet (von uber = reichhaltig, üppig, wegen ihres üppigen Wuchses), ist neben Dinkel, Wermut, Gundelrebe, Bertram, Quendel, Eberwurz und Aalgalle das stärkste Immunstimulans und Krebsmittel bei Hildegard.“

„… Die Ugera ist sehr warm und hat eine gewisse Schärfe in sich, die so stark ist, dass sie sogar große und starke Geschwüre zerbricht …“

Literatur:

  • Physika, Prof. Ortrun Riha, Beuroner Kunstverlag, 2012
  • Das große Buch der Heilpflanzen, M. Pahlow, Nikol Verlag, 1979
  • krebsinformationsdienst.de
  • Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, U. Bühring, Sonntag Verlag, 2005
  • Hildegard, Frauenheilkunde, Dr. med. C. S. Schulte-Uebbing, Pattloch Verlag, 1995
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