Schafgarbe- Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen schreibt:
„Schafgarbe ist ein bisschen warm und trocken und hat gesonderte und feine Wirkungen auf Wunden.“
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Augen
„Ein Mensch, dessen Augen sich vom Vergießen von Tränen verdunkeln, der zerreibe vorsichtig Schafgarbe und lege sie zur Nacht über die Augen, wobei er achtgibt, dass sie nicht die Augen innen berührt, lasse sie etwa bis Mitternacht liegen und nehme sie dann weg. Wenn das geschehen ist, bestreiche er alsbald die Augenwimpern etwas mit bestem und reinstem Wein, und so werden die Augen geheilt.“
Wunden
„Wenn nämlich ein Mensch durch einen Schlag verletzt wird, wird danach die Wunde mit Wein gewaschen und dann ein Leinentuch auf die Wunde gelegt. Man kocht Schafgarbe leicht in Wasser, drückt das Wasser vorsichtig aus und bindet sie warm, wie sie ist, locker auf das Tuch, das über der Wunde liegt. So nimmt sie der Wunde Fäulnis und Schwären (also ein Geschwür) und heilt die Wunde. Das soll öfter geschehen, solange es nötig ist. die Schafgarbe wird nämlich über das Leinentuch gelegt, damit ihr Saft in Maßen und sanft und nicht im Übermaß durch dieses in die Wunde übergeht. Nachdem die Wunde jedoch begonnen hat, sich etwas zusammenzuziehen und zu heilen, soll das Tuch weggeworfen und die Schafgarbe ohne dieses über die Wunde gelegt werden, und sie wird umso sanfter und vollkommener geheilt werden.“
Innere Wunden
„Wer aber innen im Körper eine Wunde erlitten hat, so dass er entweder durch einen Sturz etwas gebrochen hat oder in seinen inneren Körperfunktionen eingeschränkt ist, der soll Schafgarbe zerkleinern und dieses Pulver in warmen Wasser trinken. Und nachdem es ihm besser geht, soll er dieses Pulver in warmen Wein einnehmen, bis er geheilt wird.“
Dreitagefieber
Der Mensch, den das Dreitagefieber quält, koche Schafgarbe und zweimal so viel Engelsüß in mildem und gutem Wein, seihe es durch ein Tuch und trinke diesen Wein genau zu Beginn des Fieberanfalls. Die Kräuter aber soll er drei Tage im Wein lassen, damit er mit ihnen besser vermischt wird. Das trinke er drei Tage lang, und wenn es nötig ist, bereite man es noch einmal mit ähnlichen frischen Kräutern: Es mildert dieses Fieber, und er wird geheilt, denn die Wärme der Schafgarbe und die Wärme von Engelsüß, gemischt mit der gesteigerten Wärme des Weines und – wie gesagt – im Getränk eingenommen, mildert dieses Fieber.“
Zur Botanik
Die Gemeine Schafgarbe / Achillea millefolium gehört zur Familie der Korbblütengewächse
(Compositae) und ist in ganz Europa, Nordasien und Nordamerika auf trockenen Wiesen, Weiden, an Triften und Ackerrändern anzutreffen, sie wächst im Gebirge in bis über 3000 Meter Höhe und in ausgetrockneten, steinigen Gebirgstälern. Dort wo die Sonne besonders auf diese Blütenpflanze scheint, verbreitet sich dort ein sehr wunderbarer unverwechselbarer kräftiger Duft der warmen Schafgarben. Sie ist eine ausdauernde, widerstandsfähige und mehrjährige Pflanze. An einem 20 bis 100 cm hohen, kahlen oder schwach behaarten, zylindrischen, innen markigen Stengel sitzen länglich-schmale, zwei- bis dreifach fiederschnittige Blätter. Aus einem kriechenden Rhizom mit mehreren Ausläufern bildet sich zuerst eine Blattrosette mit den lanzettlich-spitzen gefiederten Blättern. Die weißen bis schwach gelben oder rosaroten Zungenblüten sind in rispigen Scheindolden angeordnet. Die kleinen Blütenköpfchen sind auf gleicher Höhe gemeinsam angeordnet, so dass der Eindruck einer Blütendolde entsteht und viele die Schafgarbe so mit einen Doldenblütler verwechseln. Die Frucht ist unscheinbar, klein und ohne Flughaare/Pappus. Die Blütezeit ist von Juni bis September.
Die Herkunft des Namens „Schafgarbe“ rührt von den Beobachtungen her, dass kranke Schafe auf der Weide vermehrt dieses Kraut fressen. Deshalb wird die Schafgarbe als die „Garbe des Schafes“ genannt. Garbe von „Garwe“ bedeutet im althochdeutschen „Gesundmacher“.
So wurden diesem Kraut noch viele verschiedene Namen verliehen, wie z.B.: Achilleskraut, Bauchwehkraut, Blutkraut, Blutstillkraut, Frauendank, Gotteshand, Jungfrauenkraut, Margaretenkraut, Schafzunge.
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Nach der Mythologie des griechischen Helden Achilles, ein Schüler des heilkundigen Zentauren Chiron, wurden mit der Schafgarbe Verwundungen geheilt. Deshalb auch der Name „Blutstillkraut“. Seit dem Altertum hat die Schafgarbe ein hohes Ansehen und war deshalb in der Volksheilkunde weit verbreitet. Wunden und Verletzungen wurden geheilt, aber auch viele andere Erkrankungen wie z.B. Lungenkrankheiten, Mattigkeit der Glieder, „kaltem Fieber“, Blähungen, Koliken, Erkältungen … Im Mittelalter wurde die Schafgarbe „supercilium veneris“ = „Augenbraue der Venus“ genannt. Denn auch bei Frauenkrankheiten hat sich die Schafgarbe immer für sehr nützlich erwiesen. In der Volksheilkunde der Navajo-Indianern wurde sie als Liebespflanze – Aphrodisiakum verwendet: Eine Stunde vor dem Koitus wurde eine Tasse Schafgarbentee getrunken. Bei uns in der Volksheilkunde gab es dem Brauch, sich einen Beutel Schafgarbe unter das Kopfkissen zu legen, damit „einem im Traum der zukünftige Liebespartner gezeigt wird“. In England wird die Schafgarbe auch „Nasenbluter / Nosebleed“ genannt. Verliebte Mädchen steckten sich ein Schafgarbenblatt in die Nase und drehten es dreimal herum, während sie an dem Liebsten dachten. Fing die Nase an zu bluten, dachten sie daran mit dem Liebsten zusammenzukommen. Die die Blättchen die Nasenschleimhaut leicht verletzten können, kommt es zum Nasenbluten.
„Als Mittel gegen das Böse wurde sie auch eingesetzt. In England wurde aus der Schafgarbe und einigen anderen Kräutern ein Trank zubereitet, wenn der Teufel von einem Menschen Besitz genommen hat oder ihm eine Krankheit zugefügt hat“. „Dazu war es notwendig, dass über dieses Gebräu vorher sieben Messen gelesen wurden und es schließlich aus einer Kirchenglocke getrunken wurde“.
Im Frühjahr war das erste Grün der Schafgarbe ein Bestandteil der „Gründonnerstags-Suppe, deren Genuss eine gute Gesundheit für das ganze Jahr bringen sollte.
Wiesendermatitis
Hautallergische Menschen müssen beim Sammeln der Schafgarbe vorsichtig sein, denn wenn in der Sonne die Schafgarbe gepflückt wird, kann diese eine Hautentzündung auslösen, eine Kontaktdermatitis, die sog. „Wiesendermatitis“.
Heutige Verwendung
Die Schafgarbe ist eine vielseitig verwendete Gewürz- und Heilpflanze.
Gemahlen zu Kräutergewürzpulver dient sie mit ihren bitter-aromatischen Geschmack zum Würzen von Aufstrichen, Kräuterbutter, Suppen, Eierspeisen, Saucen und Pesto. Das Gewürz dient zur Zubereitung von z.B. Gänsebraten, Fleischeintöpfe und Wurst. Auch die jungen Schafgarbenblätter würzen im Sommer die schmackhaften Mischsalate und mit den Schafgarbenblüten lassen sich Speisen wunderbar dekorieren. So hilft auch dieses Gewürz aufgrund seiner Bitterstoffe für eine gute Verdauung nach üppigen Speisen. Ein guter Schafgarben-Kräutertee ist deshalb auch nach dem Essen sehr bekömmlich.
Tee-Rezept
Ein Teelöffel Schafgarbenkraut- oder Blütentee mit einer Tasse heißem Wasser überbrühen. 5 bis 10 Minuten ziehen lassen und absieben.
Als Heilpflanze dient die Schafgarbe bei Verdauungsstörungen sowie bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm Bereich. Dafür sind die Bitterstoffe verantwortlich mit ihren verdauungs- und gallenfördernden sowie krampflösenden Eigenschaften. Die Bitterstoffe unterstützen die Verdauung von Fetten und sorgen für einen geregelten Stuhlgang. Ein Kräutertee regt den Appetit an und hilft bei Blähungen.
Der bitter-aromatische Kräutertee ist auch bei Entgiftungs- und Fastenkuren zu empfehlen, da die Ausschwemmung von Giftstoffen / Toxinen unterstützt wird.
Die Schafgarbe ist ein bekanntes Frauenkraut und reguliert die Menstruation, sie wirkt bei der monatlichen Blutung krampflösend, blutstillend und keim- und pilzhemmend. Die Schafgarbe reguliert die Blutung. Eine geringe Blutung wird gefördert und eine starke Blutung wird gehemmt. Alle Organe des kleinen Beckens werden gut durchblutet und durchwärmt, Unterleibskrämpfe werden gelindert. Junge Mädchen können die Schafgarbe bei weißen Ausfluß verwenden.
Die Gerbstoffe und ätherischen Öle bewirken kombiniert eine gute Wundheilung, sie wirken zusammenziehend, entzündungshemmend sowie keim- und -pilzhemmend. Die blutstillende Wirkung hilft bei Nasenbluten, Hämorrhoiden, Wunden und Geschwüren.
Inhaltsstoffe
Das Schafgarbenkraut enthält Bitterstoffe und 0,2 – 1 % ätherisches Öl.
Das ätherische Öl setzt sich zusammen aus: Monoterpenen (1,8-Cineol), Sabinen, Kampfer und Sesquiterpenen. Zu den Sesquiterpenen gehören u.a. Proazulene: Matricin und Achillicin, die bei Wasserdampfdestillation zu den tiefblauen Azulenen werden und dem Öl seine blaue Färbung verleihen. Weitere Inhaltsstoffe sind Flavonoide (u.a. Glukoside des Apigenin, Luteolin sowie Rutin), Cumarine, Phenolcarbonsäuren, Polyacetylene und Mineralstoffe.
Rezept: Tee zur äußeren Anwendung – Kosmetik
Gesichtsdampfbäder mit Schafgarbenblütentee wirken keimhemmend, straffend und entzündungshemmend bei fetter, unreiner Haut. Teeauflagen können bei Couperose / geplatzte Äderchen im Gesicht angewendet werden, dadurch werden die Kapillaren gestärkt.
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Literatur
Heilpflanzenpraxis Heute, S. Bäumler, Urban & Fischer Verlag, 2007
Das große Buch der Heilpflanzen, M. Pahlow, Nikol Verlag, 1979
Das Fischer Lexikon der Pflanzen, H. Jüngling, S. Seybold, Fischer Taschenbuch, 1983
Physica, Prof. O. Riha, Beuroner Kunstverlag, 2012