Lebensende Hildegard von Bingen

 In Allgemein, Hildegard von Bingen

Am 17. September 1179 starb Hildegard im Alter von 81 Jahren.

In ihrer letzten Vision wurde der Prophetin ihr Todestag offenbart: „Gott erhörte ihren Wunsch und wie sie es selbst zuvor begehrt hatte, offenbarte er ihr im prophetischen Geist ihr Ende, das sie auch ihren Schwestern ankündigte.“

Nachdem sie sich eine Zeitlang mit ihrer Krankheit abgemüht hatte, wanderte Hildegard also im 82. Jahre ihres Lebens am 17. September 1179 in glücklichem Heimgang zu ihrem himmlischen Bräutigam.“

Über Hildegards Wohnhaus erschienen zwei hell leuchtende, verschiedenfarbige Bögen am Firnament, die sich bis zur Größe einer breiten Straße ausdehnten und zu den vier Weltenden erstreckten, so dass der eine vom Norden zum Süden, der andere vom Osten zum Westen reichte. „Aber am Scheitelpunkt, wo die beiden Bögen sich kreuzten, tauchte ein helles Licht in der Größe der Mondscheibe auf, das sich weit ausdehnte und die nächtliche Finsternis vom Wohnhaus zu vertreiben schien.“ „In diesem Licht erschien ein rötlich schimmerndes Kreuz, zuerst klein, später aber ins Unermessliche wachsend, um das herum unzählige verschiedenfarbige Kreise entstanden und in diesen jeweils einzelne rötlich leuchtende kleine Kreuze.“ Sie neigten sich zur Erde bis hin zum Haus der Heiligen Jungfrau Hildegard.

Die Menschen glaubten, dass Gott mit diesem Zeichen kundtat, mit welcher Klarheit er seine Geliebte im Himmel erleuchtete.

Von Hildegards Grab aus strömte ein lieblicher Wohlgeruch in die Nasen und Herzen mancher Menschen.

Mit der Hildegard Vita beginnt der Abt Gottfried von Disibodenberg im Jahre 1174/1175 mit der Niederschrift. In den Jahren 1180 – 1190 vollendet der Mönch und Priester Theoderich von Echternach die von Gottfried begonnene Vita.

Die Rupertsberger Nonnen leiteten im Jahre 1227 das Kanonisationsverfahren mit einer Bittschrift an Papst Gregor IX (1227 – 1241) ein. Drei Mainzer Kleriker wurden mit der Untersuchung von Leben, Ruf, Verdiensten und Wunder der verstorbenen Hildegard betraut. Dies dauerte 5 Jahre bis die Zeugenaufnahmen aufgenommen waren und Hildegards Werk geprüft wurde. Im Dezember 1233 ging der Bericht sowie die Schriften nach Rom. Jedoch waren die Ausführungen zu ungenau, so dass der Papst den Antrag ablehnte.

Im Jahre 1237 wurde eine neue Kommission eingesetzt, die ihre Arbeit nicht aufnahm und so beauftragte Papst Innozenz IV eine dritte Kommission, die die Ausführungen über wundersame Heilungen ergänzte. Aber dieses Protokoll kam nicht in Rom an. So wurde dieses Verfahren verschleppt. Der Erzbischof von Mainz, Berthold von Henneberg versucht die Heiligsprechung im Jahre 1489 wieder neu in Gang zu setzen und lässt Hildegards Grab öffnen in der Hoffnung, darin eine Heiligsprechungsurkunde zu finden. Dies erwies sich als Irrtum. Trithemius, Abt von Sponheim, lässt dann im Jahre 1489 das Grab Hildegards noch einmal öffnen.

Im 15. Jh. wird Hildegard in das Martyrologium Romanum, das offizielle Verzeichnis der Seligen und Heiligen der römisch-katholischen Kirche aufgenommen. Dort steht unter dem 17. September: „bei Bingen in der Diözese Mainz das Gedenken der Heiligen Jungfrau Hildegard“.

Im Nachfolgekloster Hildegards in Eibingen bei Rüdesheim leben hinter den mächtigen Klostermauern der um 1900 neu erbauten Abtei St. Hildegard 51 Benediktinnerinnen. Die Abtei St. Hildegard ist kirchenrechtlich das Nachfolgekloster der einst durch die heilige Hildegard 1148 – 1165 gegründeten Klöster Rupertsberg und Eibingen. Sehenswert in der neuromanischen Klosteranlage ist die in den Jahren 1907 bis 1913 ausgemalte farbenprächtige Klosterkirche. Nahe des ehemaligen Klosters der Heiligen Hildegard auf dem Rupertsberg steht heute die kath. Pfarrkirche von Bingerbrück, die Hildegard Gedächniskirche. Diese Ende des 19. Jahrhunderts gebaute Kirche ist der Heiligen Hildegard und dem heiligen Rupertus geweiht.

Auf den Fundament des ehemaligen, 1165 von Hildegard von Bingen gegründeten Klosters befindet sich heute die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Hildegard. Diese wurde nach einem Brand 1932 bis ins Jahr 1935 unter Berücksichtigung früherer Stilelemente wiederaufgebaut.

In der Wallfahrtskirche wird der Hildegardis-Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Hildegard aufbewahrt.

Im Jahre 1987 beantragt die Deutsche Bischofskonferenz in Rom wieder die Heiligsprechung und bittet zur Erhebung als Kirchenlehrerin. Am 10. Mai 2012 findet endlich die Offizielle Heiligsprechung von Hildegard von Bingen durch Papst Benedikt XVI statt und am 7. Oktober 2012 die Erhebung zur Kirchenlehrerin.

Quellen:

Liber Scivias, Beuroner Kunstverlag / Physica, Beuroner Kunstverlag / Causae et Curae, Beuroner Kunstverlag / Liber Vitae Meritorum, Otto Müller Verlag / Vita Sanctae Hildegardis, Beuroner Kunstverlag

Diplom-Biologin Lydia Keller, Konstanz

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